7. Oktober 2015
„Landesstraße ohne erkennbare Linien“ (Osterholzer Kreisblatt)*
Spontan fiel mir beim Lesen dieses Beitrags eine nächtliche Fahrt von Berlin nach Hamburg ein. Vor 35 Jahren war das. Es gab noch die DDR und somit auch die verschiedenen Transitkorridore von Westdeutschland nach Berlin.
Es war eine typische Herbstnacht, feucht, kalt und neblig.
Aus irgendeinem Grund war auf halber Strecke die Autobahn gesperrt. Die mehr oder weniger gut ausgeschilderte Umleitung führte ins gefühlte Nirgendwo; wie lange das so bleiben sollte war ungewiss.
Den Zustand der Straße zu beschreiben erspare ich mir, was jedoch ins Auge fiel, bzw. nicht ins Auge fiel, waren die fehlenden Leitpfosten rechts und links der Straße und die Straßenmarkierung.
In der weißen Suppe ging es nur im Schritttempo weiter. Ein vorausfahrendes Fahrzeug brachte ein wenig Erleichterung: Ich wusste, wenn das im Graben landet, habe ich bei der Geschwindigkeit noch Zeit zu bremsen.
Es war eine anstrengende Fahrt – angekommen hinter der Grenze ging es dann etwas flotter weiter – dank Leitpfosten und Straßenmarkierungen.
In dem Beitrag des Osterholzer Kreisblattes geht es um die heutige, ehemalige Bundesstraße 6 (B6), bei der es nicht zum Besten steht, was die Verkehrssicherheit angeht: Die Seitenpfosten gibt es, es fehlen jedoch die besonders in den Herbst- und Wintermonaten so wichtigen Fahrbahnmarkierungen (Bild unten**).
Die Nachfrage des Osterholzer Kreisblattes bei dem für die Landesstraßen im Landkreis zuständigen Niedersächsischen Amtes für Straßenbau in Stade ergab, dass das Problem bekannt ist. Allein, es fehlt am Geld.
„Wenn es wirklich eine erhöhte Gefährdung für die Verkehrsteilnehmer gäbe, würden gewiss Schilder aufgestellt“* wird der Amtsleiter Hans-Jürgen Haase zitiert.
Ergo: Wenn das Kind im Brunnen liegt, kommt das Schild.
Ende einer Nebelnacht: Nun kommt das Schild!
Dabei wäre es einfach, den Verpflichtungen bezüglich der Verkehrssicherheit nachzukommen. Die Aufgabe von unsinnigen Arbeitsbereichen würde so viele Gelder für die Verkehrssicherheit freimachen, dass sämtliche Landesstraßen optimiert werden könnten.
Ein Beispiel ist die Planung der sogenannten Küstenautobahn. Millionenbeträge werden dafür Jahr für Jahr verbrannt. Eine Chance auf Ausgleich durch den Bund gibt es nicht.
Parallel dazu kommen auf das Land zukünftig steigende Ausgaben zu: Wird die Autobahn je gebaut, werden die Bundesstraßen 71 und 74 zu Landesstraßen heruntergestuft. So geschehen bei der ehemaligen B 6.
Herrn Haase juckt das dann nicht mehr. Er ärgert sich höchstens über den schlechten Zustand der Landesstraßen. Besonders dann, wenn er bei Nacht und Nebel seine Enkel von der Disco abholen wird. (MS)
*Osterholzer Kreisblatt, 21.09.2015
**Foto: B. Komesker