21. Januar 2015
Die tatsächlichen Kosten der „Küstenautobahn“
Derzeit werden die Kosten für das Teilstück der A 20 (A 22) von Drochtersen/Elbe bis Westerstede im Ammerland mit 1,35 Milliarden Euro angegeben. Das Teilstück ist 121 Kilometer lang, davon verlaufen 7 Kilometer auf der A 27. Neu gebaut werden müssen 114 Kilometer. Die 1.35 Mrd. Euro zugrunde gelegt würde ein Kilometer 11,84 Millionen Euro kosten.
Im Februar 2007 hatte der Wirtschaftsrat der CDU e.V. eine Broschüre herausgegeben, in der unter dem Titel Transparenz, Effizienz, Wettbewerb die Kosten für einen Kilometer Autobahn in Deutschland nachvollziehbar aufgelistet wurden.
Beauftragt zur Kostenermittlung war das Gutachterbüro Schmid Traffic Service GmbH mit Sitz in Kaarst (NRW) worden.
Die Studie, 2007 der Öffentlichkeit vorgestellt, enthält eine Erhebung aus vierzehn Autobahn-Neubauprojekten unterschiedlicher Längen, die im Zeitraum zwischen 1975 und 1995 gebaut worden waren.
Ergebnis der Studie: Ein Kilometer Autobahn kostet 26,8 Millionen Euro.
Die in dem Gutachten ermittelte Zahl ist der Mittelwert für die Jahre 1975 bis 1995 und dient als Basis für die weiteren Berechnungen.
Bei der Ermittlung von Durchschnittswerten gibt es immer Einzelwerte, die über und solche die unter dem Mittelwert liegen.
Extremer Baugrund, tiefe Täler, die überbrückt werden müssen und Tunnel sind nur wenige Beispiele, die die Kosten beeinflussen.
Bei dem Teilstück der A 20 sind ca. 40 Prozent des Untergrundes Moore mit einer Tiefe von stellenweise bis zu 15 Metern. Der Bau auf Moorgrund kann nur in aufwändigen und damit auch kostenintensiven Verfahren erfolgen. Die Kosten werden also eher über dem Durchschnitt des Basiswertes liegen.
Sollen die Kosten für den Neubau einer Autobahn heute oder in einigen Jahren berechnet werden, müssen zu der Basiszahl (1995) in Höhe von 26,8 Mio./kmBAB die Preissteigerungsraten seit 1995 mit berücksichtigt werden.
Wäre dieses Teilstück der A 20/22 1995 gebaut worden, hätte sie bei einer Länge von 114 Kilometern insgesamt 3.055 200 000 Euro gekostet.
Nach dem derzeitigen Planungsstand wird voraussichtlich vor 2020 an keiner Stelle ein Spaten in die Hand genommen.
Wenn man bei der Berechnung der Kosten für das Jahr 2020 von einer moderaten Preissteigerungsrate in Höhe von 1,5 Prozent pro Jahr ausgeht (das ist mit Sicherheit unter den jeweiligen Preissteigerungsraten im Tiefbau), kommt man zu folgendem Ergebnis:
– Heute (2015) würde die „Küstenautobahn“ 4.114 911 405 Euro kosten
– Im Jahr 2020 wird sie 4.432 928 233 Euro kosten
Kommentar
Auch Politiker können rechnen. Sie setzen die Kosten bewusst niedrig an, um Projekte durchdrücken zu können.
Das ist Betrug.
Dieser wird von der Wirtschaft und ihren Verbänden unterstützt. Sie erwarten durch die Baumaßnahmen Aufträge, eine Haftung für Mehrkosten gehen sie nicht ein.
Auch Politiker haften nicht für die auftretenden Mehrkosten. Im Gegenteil: Sie werden nach ihrem Ausscheiden aus der Politik mit gut dotierten Posten von der Wirtschaft versorgt.
Eine Hand wäscht die andere.