„Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“

8. November 2014

Textauszug aus einem Gedicht (1863) von Georg Herwegh, das er anlässlich der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins verfasst hat. An dieser Stelle die erste von mehreren Strophen zur Erinnerung an den Beginn der Gewerkschaftsbewegung:

Mann der Arbeit aufgewacht!

Und erkenne deine Macht!

Alle Räder stehen still.

Wenn dein starker Arm es will.

Die Räder standen jetzt tatsächlich still, als die GDL (Gewerkschaft der Lokomotivführer) ihre Mitglieder zum Streik aufrief. Die Züge standen größtenteils. Nur die bislang noch verbeamteten Lokführer und die privaten Eisenbahngesellschaften hielten den Verkehr notdürftig aufrecht.

Der Bundesvorsitzende der GDL, Claus Weselsky, wurde zum Zielobjekt verbaler Attacken und auch die Politik sah sich bemüht, durch die Ankündigung von Gesetzesinitiativen die Gewerkschaft in ihre Schranken zu weisen.

Ausgerechnet die SPD-Frau Andrea Nahles, Bundesarbeitsministerin, kündigte einen Gesetzentwurf an, der zukünftige Streiks dieser Art verhindern soll. Dabei hat sie sicher nicht mehr im Blick, dass die SPD aus dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein hervorgegangen ist und dass das Streikrecht als hohes Gut in der Verfassung verankert wurde.

Die Klatsche kam dann auch prompt!

Ermuntert durch die Politik reichte die DB Klage beim Bundesarbeitsgericht ein. Diese wurde in zwei Instanzen durch das Gericht abgewiesen.

Die Lokführer dürfen streiken!

Die Lokführer dürfen streiken, aber, wofür streiken sie eigentlich? Es geht der GDL nicht nur um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, sondern es ist auch ein Machtkampf zweier Gewerkschaften, den die GDL angezettelt hat. Und dieser Machtkampf geht zu Lasten der Bahnkunden. Die GDL will nicht nur die Tarifhoheit für die bei ihr organisierten Lokführer, sondern auch für andere Gruppen bei der Bahn. Etliche Zugbegleiter sind Mitglieder der GDL. Und für diese ist eigentlich eine andere Gewerkschaft zuständig: Die Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Wie bei David und Goliath: Die kleine GDL (ca. 20.000 Mitglieder) gegen die große EVG (ca. 210.000 Mitglieder)

Damit hat der Arbeitgeber Deutsche Bahn AG so seine Probleme und auch für Laien, wie wir es sind, ist offensichtlich, dass dieser Knoten so schnell nicht aufgedröselt werden kann. Erkennt die DB diese Forderung an, so ist die Folge, dass für eine Berufsgruppe unterschiedliche Tarifverträge ausgehandelt werden müssen. Was wiederum heißt, dass ein Teil der Zugbegleiter anderen Verträgen unterliegt als der andere Teil derselben Berufsgruppe.

Deshalb an die „Kampfhähne“ und auch an die Politik einige Empfehlungen:

Einigt euch, wer für welche Berufsgruppe die Tarifverträge aushandelt. Der Streit darf nicht auf Kosten der Bahnkunden ausgetragen werden. Das läuft allen Bemühungen zuwider, mehr Reisende wie auch mehr Güter auf die umweltfreundliche Schiene zu bringen.

Wenn ihr euch einigt brauchen wir keine politische Lösung, denn die wird mit Sicherheit Arbeitnehmerrechte einschränken (daran ist dann Allen voran wieder die SPD führend beteiligt, wie schon so oft in der Vergangenheit, wenn es um die Einschränkung von Bürgerrechten ging).

Der Politik sei geraten, sich aus diesem Konflikt herauszuhalten. Dieser Lokführerstreik war auszuhalten. Andere europäische Staaten sind da mehr von Streiks gebeutelt.

Dem kleinen (aber mächtigen) David GDL sei empfohlen, sich doch einmal nach anderen, ähnlich strukturierten Berufsgruppen umzuschauen und diese zusammen mit den Lokführern zu vertreten.

Da sind an erster Stelle die Lastwagenfahrer zu nennen, die teilweise für Hungerlöhne unter Zeitdruck Güter durch die Republik karren. Nicht umsonst passieren so viele Lkw-Unfälle auf Deutschlands Straßen.

Da müsste die GDL noch nicht einmal ihr Namenskürzel ändern: GDL = Gewerkschaft der Lastwagenfahrer. Noch besser wäre natürlich GDLL oder GDLUL = Gewerkschaft der Lokführer und Lastwagenfahrer.

Wenn die Fuhrunternehmer ihren Fahrern endlich ein ordentliches Gehalt zahlen würden, würden die auf der Straße transportierten Gütermengen teurer, was wiederum die Bahn konkurrenzfähiger machte.

Eingeschlossen werden müssen natürlich auch die Brummi-Fahrer aus den anderen europäischen Ländern, die zurzeit ihre deutschen Kollegen mit Dumpingpreisen unterbieten.

Mehr Geld und mehr Zeit für Lkw-Fahrer bedeutet gleichzeitig weniger Unfälle auf den Straßen.

 

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